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27.09.2013

Das Barilla Debakel

Wer mich ein bisschen kennt weiß, dass ich Italienerin durch und durch (vom Temperament her zumindest, bissl Deutsch bin ich ja auch) bin und mich nicht für irgendetwas schäme. Weder dafür, dass mein Vater damals vor 35 Jahren mit seinen Eltern als Gastarbeiter nach Deutschland kam, noch dafür, dass er auch nach der langen Zeit nicht akzentfrei Deutsch spricht. In der Schule war das damals manchmal schon ein Problem, weil viele Väter und/oder Mütter meiner Klassenkameradinnen (Kameraden hatte ich auf dem katholischen Nonnen-Mädchengymnasium keine) Ärzte, Anwälte waren oder Managerposten inne hatten, während mein Vater eben auf dem Bau arbeitete. Aber er war und ist immer fleißig und macht inzwischen viele Sachen, die andere nicht können und sieht sich in Teilen als Künstler, weil er Kunden ganze Kunstwerke an die Wände zaubert. Dies reicht aber an Infos über mich, würde ich sagen ;-) Was mich wirklich immer wieder aufs Neue erschreckt und verärgert ist die Tatsache, dass es immer noch so viele Menschen in höheren Positionen gibt, die so intolerant sind, dass sie ihre eigene private Meinung vor die eines großen Namens stellen und diesen gleich mit in den Dreck ziehen. In diesem Fall hat dies ein Vorsitzender des Nudelkonzerns Barilla, welches 1877 gegründet wurde getan, nämlich Guido Barilla. Traditionen hin oder her, man sollte sich auch weiter entwickeln oder aber zumindest in der Öffentlichkeit den Mund halten, wenn man eine Meinung vertritt, die so engstirnig ist. Den Satz "Wir werden keine Werbung mit Homosexuellen schalten, weil wir die traditionelle Familie unterstützen. Wenn Homosexuellen das nicht gefällt, können sie Pasta eines anderen Herstellers essen", haute der gute Herr bei einem Interview mit dem italienischen Sender Radio24 raus. Ein Satz, der einen in der heutigen Zeit nur fassungslos macht und den Kopf schütteln lässt. Ich weiß, wie traditionell viele Italiener in ihrer Denkweise nach wie vor sind, dennoch sollte man sich solche Ausreißer doch besser verkneifen. Keiner zwingt Barilla, Werbung MIT homosexuellen Paaren oder Familien in anderer als der hinlänglich bekannten Konstellation zu machen. Das mache andere Firmen auch nicht zwingend. Aber so explizit etwas zu sagen, was ziemlich sicher einen Shitstorm nach sich zieht, ist weder durchdacht noch in Ordnung sondern einfach nur dumm. Glücklicherweise haben sich daraufhin auch gleich italienische Blogger zusammengetan und zu einem Barilla Boykott aufgerufen, der inzwischen ganz hübsche Kreise gezogen hat. Ich bin sicher niemand, der sich als Obermoralapostel aufspielt und ich nutze und konsumiere Produkte, die sicher nicht immer mit allem konform gehen, was man bemängeln könnte, oft aber ganz einfach, weil man es vielleicht nicht besser weiß oder vielleicht auch, weil man in einigen Dingen zu bequem ist. Aber im Jahr 2013 eine nicht aus nur drei Leuten bestehende Gruppe so in der Öffentlichkeit zu diffamieren geht einfach mal gar nicht, Italiener und Traditionsunternehmen hin oder her! Eine öffentliche Entschuldigung hat inzwischen zwar stattgefunden, aber wie bereits gesagt, kann sich ja jeder glücklicherweise selbst für oder gegen eine Nudelmarke entscheiden... Hier ist das Statement von Barilla:
"Liebe Community,
nachfolgend das offizielle Statement von Guido Barilla zu den Geschehnissen seit gestern:

"Bei allen Menschen, die ich mit meinen Worten verletzt habe, einschließlich der vielen Tausend Angestellten und Partner, die für und mit Barilla überall auf der Welt zusammenarbeiten, möchte ich mich für meine unsensiblen Äußerungen in aller Form entschuldigen. Mir ist bewusst, dass ich Menschen damit verletzt habe, und sie stellen nicht meine wirklichen Ansichten dar.

Zum Zwecke der Aufklärung würde ich gerne darauf hinweisen, dass

- ich jedem Menschen mit dem allergrößten Respekt begegne, ohne dabei irgendeine Unterscheidung vorzunehmen.

- ich Homosexuellen mit dem größten Respekt begegne und das Recht eines Jeden auf freie Meinungsäußerung respektiere.
- ich alle liebevollen Formen der Ehe und Familie zutiefst respektiere.
Wir bei Barilla betrachten es als unsere Mission, unseren Kunden und Partnern wie unseren Nachbarn - mit Liebe und Respekt - zu begegnen und die bestmöglichen Produkte zu liefern. Wir nehmen diese Verantwortung ernst und betrachten sie als das Herzstück unserer Existenz als Familienunternehmen. Obgleich ich meine vor kurzem gemachten Bemerkungen nicht rückgängig machen kann, so kann ich doch um Verzeihung bitten. Ich möchte mich bei allen Freunden, Familien, Mitarbeitern und Partnern, die ich verletzt oder beleidigt habe, aus tiefstem Herzen entschuldigen."

Guido Barilla"
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